Review

alt-J (∆)

An Awesome Wave

Pias • 2012

Auf »An Awesome Wave« kombinieren die vier jungen Briten mit dem etwas seltsamen Namen das Beste – wie man das heute so macht – aus Folk, vielsagenden Bässen und ein bisschen Sampling. Dass eine akustische Gitarre gut auf einem elektronischen Beat klingt, weiß man natürlich nicht erst seit eben, aber doch: man hat bei Alt-J das Gefühl, etwas ganz Frisches, Verzeihung, Ungehörtes zu erleben. Kluge, fließende, folkstrukturige Songs, sphärische, sanfte Gitarren on top und Beats, die manchmal zum Dubstep rüber schauen, stellen die Band irgendwo zwischen die Fleet Foxes, Bon Iver, die Foals und James Blake ins Plattenregal. Wie das jetzt mit der kryptischen Hipsterästhetik des Namens (Alt-J steht als Tastenkombination für ∆) zusammenpasst, bleibt unklar. Ist auch nicht weiter schlimm – gehört wohl irgendwie zum Lebensgefühl der Jungs. Und wenn es ihnen hilft, so ein einzigartiges Debütalbum aufzunehmen (samt schniekem Dreiecksartwork und -verpackung), dann umso mehr: whatever. Was an »An Awesome Wave« nach dem knarzigen Intro und dem ersten Acapella-Interlude die meiste Freude bereitet, ist die geschickte Verschmelzung von näselnden, schrägen, schönen Folkstimmgewirren mit sphärisch-klugem Indiesongtum. »Something Good« hat einen perfekten Refrain, in dem das alles wunderbar zusammenkommt; überraschende Gesangsmelodien und Gitarrensamples. »Ms« beginnt als klassischer Folksong und hat als Refrain-Leerstelle einen erstklassig schönen Instrumentalpart. Und hat man die Sache mit dem Folk bis zum Ende hin nicht ganz mitbekommen, hilft einem die Band zum Schluss nochmal auf die Sprünge, nämlich indem sie das Album mit dem einzig echten Folksong, der »Hand-made« heißt, enden lässt.