Review

Alva Noto & Ryuichi Sakamoto

Two (Live At Sydney Opera House)

Noton • 2019

Seit 2002 machen Carsten Nicolai und Ryūichi Sakamoto zusammen Musik. Eine von Anfang an so unwahrscheinliche wie stimmige Begegnung. Wo Nicolai als Alva Noto seine Frequenzen und Rhythmen streng zuteilt, lässt Sakamoto am Klavier stets ein wenig Raum für Romantik. Und das Tolle entsteht dann vor allem dazwischen, wenn aus diesem Miteinander von abgezirkelt und sanft ausschweifend wieder etwas anderes mit noch näher zu definierenden Konturen erwächst. Fünf Studioalben und ein Soundtrack (»The Revenant«) sind über die Jahre entstanden. Die Live-Platte »Two«, 2018 bei einem Auftritt im Sydney Opera House aufgenommen, hält jetzt zum einen Rückschau mit Konzertversionen ausgewählter Stücke aus dem gemeinsamen Katalog, zum anderen sind mehr die Hälfte der Stücke neue Improvisationen. In denen macht sich das Duo, im Rahmen seiner Parameter wohlgemerkt, bemerkenswert frei, tastet und störgeräuscht sich ins Offene hinaus. Einiges davon klingt dann, wie in »Emspac«, recht Nicolaisch karg, anderes, »Propho« etwa, überrascht mit wolkig-rauschenden Synthesizermelodien. Glitch und Träumerei auf den Tasten sind stets eine heikle Mischung. Allein Alva Noto und Ryuichi Sakamoto beherrschen sie so meisterlich, dass man ihnen gern auch die vollen zwei Stunden des Konzerts gelauscht hätte. Auf die CD passten bloß 80 Minuten.