Review

Anna Caragnano & Donato Dozzy

Sintetizzatrice

Spectrum Spools • 2015

Man vergisst allzu leicht, mit was für einem leistungsfähigen und wandelbaren Instrument wir alle zur Welt kommen. Der Titel von Donato Dozzys jüngstem Werk ruft es uns wieder ins Gedächtnis. Die »Synthesizerin«, mit deren Lauten er hier arbeitet, ist die römische Vokalistin Anna Caragnano. Jenseits der Technik künstlicher Chöre tendieren Werke, die sich im Mehrspurverfahren ausschließlich der menschlichen Stimme bedienen, ja gern zur virtuos orchestralen Überwältigung. Darin treffen sich so unterschiedliche Welten wie die cartoonhaft überdrehte Bricolage des Japaners Dokaka und der Mainstream von Inhyeok Yeos verblüffenden Popklassiker-Versionen als A-Capella-Videomultiples. Ganz anders aber die ätherische Weite, die sich hier in neun allesamt kurzen, kompakten Klangskizzen öffnet. Das Album empfängt unter seiner Kuppel mit italienischem Stimmengewirr in tiefer Staffelung, entführt über kosmische und pastorale Harmonien in zunehmend stimmfremd scheinendes Dunkel, über die fahlen Wipfel geisterhaft flimmernder Loops ruft das Pfeifen ferner Lippen, schließlich schwereloses Streifen durch klamme Gemäuer. Am umseitigen Morgen erneut italienisch, diesmal in Form weichen Galopps durch kreisende Rede, und als man schon an Anne-James Chatons Konzeptdichtung denkt, dimmt dahinter ein Traumpanorama auf. Nach einer umbeschwerten Hommage an die Folklore der Tarenter Heimat Caragnanos (und Dozzys Mutter) folgt ein besonderer Höhepunkt, in dem man glatt zu überhören droht, was die zwei da mit so mühelos scheinender Leichtigkeit in ihren luftig-sakralen Einschlafsound kleiden: »Love Without Sound« ist tatsächlich purer R&B. Einen Blick in die orchestrale Tiefe ihrer Palette gewähren sie zum Abschied dann aber doch noch: Schnalzlautendes Regentrappeln führt an die Gestade stehender Wellen, die in sanftem Puls aufleuchten vor irisierenden Schleiern, ohne Anfang und Ende. An strukturellem und klanglichem Dazzle mag sicher noch mehr drin gewesen sein, musikalisch hatte das sensible Gespür der beiden das aber gar nicht nötig: Als Antipasti-Reigen sind diese 25 Minuten magisch.

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