Review

Men With Secrets

Psycho Romance And Other Spooky Ballads

The Bunker New York • 2020

Wenn Donato Dozzy will, kann er auch mal für eine Überraschung gut sein. Meistens heißt das, dass es eben nicht deep und ausschweifend wird, sondern pointiert und knackig – so, wie es eben die wenigsten von dem Italiener erwarten. Auch Lino Monaco und Nicola Buono sind als Retina.it eher für konzeptuell unterfütterte Randgänge an den Außenbereichen von Techno, IDM und Ambient bekannt, weniger aber für… Ja, was machen die drei da eigentlich auf ihrem Debüt als Men With Secrets für das Label The Bunker New York Eben genau nicht das: Techno. Vielmehr greift »Psycho Romance And Other Spooky Ballads« auf einen Sound zurück, der in ihrer italienischen Heimat eine mindestens ebenso reichhaltige Tradition vorweisen kann und haben ein Wave-Album zusammengezimmert, welches sich vermutlich ebenso gut über Minimal Wave oder Dark Entries als Reissue einer obskuren Perle aus den frühen Achtzigern hätte verkaufen hätte lassen können. Das Klangbild ist gemessen am Werk der drei Produzenten extrem spartanisch, orientiert sich deutlich an an Industrial- und New-Wave-Strukturen und lässt nur selten wie auf »Aletheia« in den Synthies ein paar aufhellende Synthie-Tupfer hören. Ansonsten regieren teutonische EBM-Grooves (»The Misfortunes of Virtues«, »Dramatic«), ganz offensichtliche und doch mit leichten Electro-Basslines unterlegte Hommagen an die Stifterfiguren (»Cabaret Démodé«) oder… Ja: Gesang. »Elle est nihiliste« und »Angelus Novus« sowie ferner »Secrets of the Crowd« mit seinem sonoren Spoken-Word-Part tauchen tief in klassische Songstrukturen ab. Eine Abwechslung zum Gesamtwerk von Donato Dozzy einerseits und Retina.it bietet das allemal. Letztlich aber handelt es sich bei »Psycho Romance And Other Spooky Ballads« um eine detailversessene Retro-Platte, die alten Formeln huldigt, ohne ihnen viel Neues zu entlocken.