Review

Arca

Arca

Xl Recordings • 2017

Ein zarter Mann in Strapsen mit verwundetem Gesicht. Seine Songs heißen »Sad Bitch« oder »Faggot«, dazu Jesse Kandas obskures Artwork mit dem Fokus auf mutierte Körper. Das Konzept Arca packte von Anfang an zu – aber es war das gerade beschriebene Drumherum aus Worten und Bildern, das man zur (instrumentalen) Musik brauchte, um deren Wirkung zu intensivieren. Auf »Arca« ist das Konzept nun Körper geworden. Weil der Gedanke eine Stimme bekommen hat, Arcas eigene, das erste Mal singt er. Nun existieren sie gemeinsam: die Idee und deren Umsetzung. Jetzt gelingt, was von Anfang im Kern des Projekts stand. Das Gemisch aus tiefer Verletztheit des Selbst und die Brutalität, die dem Häutungsprozesses eben dieses Selbsts innewohnt. Das Besondere an Arca ist, dass die Musik auf eine Art und Weise fragil klingt, die verwirrt: ist gerade der Schöpfer oder der Rezipient weich? Sie ist Täter und Opfer zugleich, sie ist ein schüchternes Bubengesicht und ein greller Clown mit Fratze. In ihrer besten Momenten hört man ihr gleichzeitig an, dass sie kathartisch für seinen Macher gewesen sein muss – und so die Türe zum Chaos nur noch weiter aufstößt. Doch, stimmt schon: ziemlich pathetisch aufgeladen das Ganze, stellenweise auch schwülstig. Das war Arca von Anfang an. Doch das Aufgeblasene schwächt bei ihm nicht den Ausdruck. Weil dieser Kitsch das Konservative spürbar werden lässt, und damit Arcas Herkunft. Dieser Herkunft ist der Bulle wo Arca der Matador in Rüschen ist. Das alles hier ist der extravagante Maskenball des Alejandro Gheris, der sich eigentlich bist auf den Knochen enthüllen will. Und das hört man jetzt endlich auch tatsächlich.

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Arca
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