Review

Arovane

Ve Palor

n5MD • 2013

Wer hätte gedacht, dass wir dieser Tage noch ein Lebenszeichen einer der wenigen großartigen deutschen IDM-Künstler vernehmen werden?! Auch wenn Uwe Zahn mit seinem Arovane-Projekt zur zweiten Generation dieser Musikidentität gehört, die also gut fünf bis sechs Jahre nach dem eigentlichen Hoch des IDM kamen, so hat er zwischen 1998 und 2004 immer wieder einen frischen, eigenständigen und unglaublich tiefen Zugang zu diesem Musikgenre gefunden. Er konnte v.a. auf all die Vorteile der digitalen Musikkreation zurückgreifen, all die Plugin-Programmierung für fortgeschrittene Zerfrickelung, das die Altmeister wie Autechre und Aphex Twin Mitte der 1990er Jahre sich noch handwerklich und analog erarbeiten mussten. Das Ergebnis waren extrem klare Klangstrukturen, die mehr Effekte erlaubten, mehr Brüche und mikroskopische Verschiebungen in den Beat-Clicks und Melodie-Cuts. Sicher standen Uwe Zahn auch Funkstörung Pate. Mit seinem dritten und letzten Album »Lilies« (City Centre Offices) 2004 hatte sich der Wahlberliner aber bereits von dieser effektorientierten Welt verabschiedet und einen konzeptionelleren und fast poppigen Ansatz eingeschlagen. Danach ward es still. So überrascht es umso mehr, dass Zahn mit »Ve Palor« nun ein Album vorlegt, dass fast vollkommen in der Tradition seines 2000er Debütalbums »Atol Scrap« (DIN) steht. Zarte, elegische Synthesizerflächen verhängen die Hintergründe, vor denen sich die Rhythmuspattern der Clicks & Cuts Generation tummeln. Mal von der puren Nostalgie abgesehen, ist das einfach die weichste Wolle seit Kindertagen – die warme Ummantelung für einen definitiv kommenden, kalten, langen Winter. Und da »Atol Scrap« niemals auf Schallplatte veröffentlicht wurde, wird »Ve Palor« zugleich zu einem wunderschönen Friedensangebot. Das Album erscheint auf rotem Vinyl.

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