Review

Die Anarchistische Abendunterhaltung

Die Anarchistische Abendunterhaltung

Sub Rosa • 1995

Die Anarchistische Abendunterhaltung: Alles daran klingt verheißungsvoll schräg. Der recht unkonventionelle Name der 1992 in Antwerpen gegründeten Band, abgeleitet aus Hermann Hesses »Steppenwolf«, unterstreicht die Rolle der vier klassisch ausgebildeten Musiker als musikalische Nonkonformisten, die bewusst sämtliche Regeln und Grenzen ignorieren. Mit ihrem Debütalbum »#1« präsentiert DAAU eine beinahe bizzare musikalische Mischung aus Kammermusik, osteuropäischer Folklore, Jazz und Minimal in punkiger Attitüde. Das Quartett hat sich von Anfang an über die traditionellen Grenzen des Musikbetriebs hinweggesetzt. 

Besonders bemerkenswert ist die Struktur der sechs Stücke des Albums, die sie als “Drieslagstelsels” oder “Dreigangsysteme” bezeichnen – eine Anspielung auf eine landwirtschaftliche Methode aus dem frühen Mittelalter. Dabei besteht jeder Song der Gruppe aus drei Hauptbewegungen. Aber was hat es mit dem Mittelalter auf sich? Durch die Verwendung von Streichinstrumenten, Akkordeon, Klarinette, Bass und Schlagzeug gelingt es den Musikern, den höfischen Stil des Mittelalters einzufangen und erweitern diesen geschickt durch Elemente des Wazn-Repertoires und verweben sie mit Einflüssen aus dem Blues, Salsa, Swing und der elektronischen Musik. »Die Anarchistische Abendunterhaltung« ist ohne Zweifel ein Album, das die herkömmlichen Genre-Grenzen sprengt und nun endlich als Vinyl erhältlich ist.