Review

Lilly Joel

What Lies In The Sea

Sub Rosa • 2015

Das belgische Label Sub Rosa hat seit jeher ein Gespür für Musik, die jeden Kategorisierungsversuch entweder schnaubend ablehnt oder a priori zum Scheitern verurteilt. Das Debütalbum von Lynn Cassiers und Jozef Dumoulin gehört zur zweiten Kategorie, vielleicht jedoch lässt sich es sich plump mit den Worten Unterwasser-Musik beschreiben. Obwohl auch das wiederum schwierig wäre. Wasser, das ist zwar naturgemäß ein Thema auf »What Lies In The Sea«, Vögel und ihr Element sind es nämlich auch. »I Sea Star«, »Blue Algae«, »Thaw«, »Wij De Wolken«, »The Cage Of The Yellow Bird« heißen einige der elf Tracks und legen eher nahe, dass es dem belgischen Duo nicht ums reine Unterwasser-Feeling geht, sondern um Zustände, die sich ständig im Transit befinden. Das ist es eben, was die Verschubladung von Lilly Joels Musik so schwierig macht: Sie verschiebt und entzieht sich ständig. Cassiers Stimme und Dumoulins Rhodes-Piano geben sich den vielfältigsten Mutationen hin, dialogisieren bisweilen nah am Pop-Song und manchmal so strukturell frei, wie es ihr Free Jazz-Hintergrund erwarten lässt. »What Lies In The Sea« hüllt sich in eine merkwürdige Uneindeutigkeit, die vibrierende Signale von sich gibt, die stets in die Irre führen. Mal versinkt das Album in Shoegaze-Pathos, dann wieder legt es die unterkühlte Distanziertheit von experimenteller Electronica an den Tag. Sicher ist hingegen eins: All den verschiedenen Pole, zwischen denen die Musik Lilly Joels navigiert, ist eine ergreifende Schönheit inne. Die wirkt gerade deshalb so stark nach, weil sie sich schwer (be-)greifen lässt.

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