Review

DJ Vadim

Dubcatcher

BBE Records • 2014

Snoop Lion hat 2013 demonstriert, wie sich Vater Reggae und Sohn Hip Hop entfremden können – »Reincarnated« ist auch knappe 365 Tage später nicht mehr als ein mittelschwerer Betriebsunfall. Nun hat sich mit dem russischen Meister der Neuerfindung (no Madonna) auch DJ Vadim komplett dem Dub/Dancehall/Reggae verschrieben. Gleichermaßen als rhythmus-fundamentaler Teil einer Trilogie, die 2007 mit »The Soundcatcher« begann und in dem anstehenden »Soulcatcher« vollendet werden soll, erinnert »Dubcatcher« aber auch an Vadims Karriereanfänge – triefte doch schon das 1996er Debüt »U.S.S.R. Repertoire« nur so vor Lickshots und Dubplate-Dröhnbässen. Seine versierte Vielseitigkeit hat dem bebrillten Sympathikus dennoch bis heute nicht diesen einen großen Wurf beschert. Sein elfter Longplayer führt den Hip Hop-Bezug dem Himmel sei Dank nur in der Fußnote, bemüht sich stark um Authentizität und stellt zumindest formal alles auf Karibik-Sound ein. Traditionell lässt sich DJ Vadim ungern beschränken und arrangiert neben Studio One-Anleihen (»Hope«) in erster Linie morphende Synth-Riddims, die Erinnerungen an Wierdo-Cuts vom Jammy’s Records-Label wachrufen, lässt Londoner Wortkünstler wie Dynamite MC oder Serocee voicen und beweist einmal mehr, dass er einer der unberechenbarsten Kreativköpfe in Europa ist. Wenngleich vor allem die 80er-Jahre-Referenzen aus Bashment und (Rub-A-)Dub vorherrschen, ist das hier kein Hip Hop-Wolf im Reggae-Pelz. So schunkelt und boglet es sich durch 70 Minuten klugscheißer-befreiten Jamaika-Geschichtsunterricht, doch taugt »Dubcatcher« letztlich nur zu einer Dancehall-Bestandsaufnahme in Compilation-Form. DJ Vadims großer Wurf lässt weiter auf sich warten.