Review

Erik Honoré

Heliographs

Hubro Music • 2014

Je mehr man versucht, sich der magischen Anziehungskraft von »Heliographs« über dessen Hintergründe zu nähern, desto geheimnisvoller werden diese 37 Minuten. 48 Jahre alt wird Erik Honoré im Dezember. »Heliographs« ist sein Solodebüt. Ein Mann mit Vergangenheit und zahlreichen Verbindungen: Als Musiker hat er Alben veröffentlicht mit Eivind Aarset (hier an der Gitarre), Arve Henriksen (Trompete), mit David Sylvian und nicht zuletzt ein halbes Dutzend mit Jan Bang (hier Elektronik). Er ist Hausproduzent der Band Velvet Belly und gefragt als Toningenieur. Nebenbei hat er sich Anfang des Jahrtausends mit drei Romanen noch einen Namen als Schriftsteller gemacht. Kern seiner musikalischen Methode ist improvisiertes Livesampling, entwickelt und erprobt auf dem von ihm und Jan Bang kuratierten Punkt Festival, das seit 2005 in seiner Heimatstadt Kristiansand an der Südspitze Norwegens stattfindet: Konzerte werden dort in einem Nebenraum unmittelbar einem Live-Remix unterzogen. Die Gesichter, die in seiner Musik aufleuchten – Jeffrey Bruinsmas Violine oder auch Ingar Zachs Percussion, vor allem das flötige Gurren, die eindringliche Zärtlichkeit von Sidsel Endresens Gesang, der dem Album eine erzählerische Klammer gibt – stehen wie Bojen in einem Meer aus Klangereignissen, deren ganzes Leben sich hinter einem Zeitschleier abzuspielen scheint, wie verwunschene Echos. So häufen sich Stück um Stück die Anklänge zwischen sich brechendem Licht und Film Noir, verträumten Loops und sakraler Ruhe: Charles Ives und Brian Eno, Anton Webern und Dictaphone, Jacaszek und Sawako. Die besondere Perspektive, die es Erik Honoré ermöglicht, seine so überaus reiche Palette herunterzudimmen auf eine hypersensitive, fesselnde Ruhe, und die unerschütterliche Sanftheit, mit der er seine Welt auf eine edle Art verwittert erscheinen lässt, sind großes Sounddesign, das zu musikalischem Erlebnis wird.