Review

Faust

Just Us

Bureau B • 2014

Roh, rau und körperlich läutet »Gerubelt« das neue Faust-Album ein. Eine einfache treibende Bassfigur (Jean-Hervé Peron), zu welchem das Schlagzeug (Zappi Diermeyer) nur ein paar rhythmische Akzente setzt. Nach zwei Minuten bricht dann eine verzerrte elektrische Gitarre herein und der Trommler gibt ein wenig mehr Gas. »80Hz« ist eine freie Improvisation mit metallischer Perkussion, Orgel und Kontrabass. Beide Stücke klingen eher wie Klang-Skizzen als nach auskomponierten Musikstücken. Und genau das sind sie auch. Das Album richtet sich an andere Musiker, mit den Fragmenten zu spielen und ihren Teil zu diesen Anregungen zu ergänzen. Mal sind das repetitive Rocker wie das Can-eske »Sur le ventre«, mal Folkminiaturen (»Cavaquinho«), folkloristische Improvisationen (»Gammes«) oder konkrete Klänge (»Nähmaschine«, »Der Kaffee kocht«), die einen tollen Fundus für interessierte Kollegen darstellen. Aber auch diejenigen, die Musik einfach nur konsumieren wollen, werden hier viel Interessantes und Meditatives vorfinden. Perons minimalistische Klavierimprovisationen (»Nur Nous«) oder elektronische Drones (»Palpiatations«) treffen auf Diermeyers mal freies und mal rhythmisch genaues aber immer inspiriertes Schlagzeugspiel, repetitive Strukturen (»Ich sitze immer noch«) auf improvisierte Geschichten (»Ich bin ein Pavian«) und Loopspielereien (»eeeeeeh…«). Ein Album, das dem interessierten »Nur-« Hörer Platz für eigene Gedanken lässt und dem Musiker eine Menge Material für die eigene Kreativität bietet.

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Faust
Just Us
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