Review

Jorge López Ruiz

Un Hombre De Buenos Aires

Altercat • 1978

Altercat hat sich in den letzten Jahren zur Anlaufstelle für Qualitäts-Reissues von lateinamerikanischem Jazz gemausert. 2023 bringt das Berliner Label bereits das zweite Album des argentinischen Arrangeurs Jorge López Ruiz heraus. »Un Hombre de Buenos Aires« ist eine souveräne Mischung aus Jazz, Funk und Bossa Nova. Komplexe Bass-Lines und detailverliebte Drum-Fills prägen das Album wie seine tanzbaren Grooves. Klangliches Highlight ist das Gesangs-Ensemble Buenos Aires 8. Das Oktett wurde durch Vokal-Arrangements argentinischer Instrumentalmusik bekannt. Unter der Regie von Lopez Ruiz verhält es sich selbst wie ein Instrument. Die Rhapsoden verwenden abstrakte Lautmalerei, um mit Bläsern ein Duett zu singen. Verträumt trällern sie zu den Melodien des Bandoneons, ein akkordeonartiges Handzuginstrument. Vielleicht hätte das Remastering etwas mehr Wumms vertragen. Doch dafür klingt »Un Hombre de Buenos Aires« stets klar, gewollt. 1978 entstand das Album anlässlich des 400. Geburtstages der argentinischen Hauptstadt. Laut Covertext fokussierte sich Lopez Ruiz auf »seine Liebe zur Stadt Buenos Aires« und legte »die politische Empörung seiner Werke aus den frühen 70ern beiseite«. Der Witz? Lopez Ruiz musste die Platte im Exil aufnehmen. Seine früheren Releases waren auf der Schwarzen Liste der Militärdiktatur gelandet. »Un Hombre de Buenos Aires« ist die Affirmation einer Heimat, die nicht mehr bewohnbar ist. Sein Ruf resoniert auch nach 45 Jahren.