»Bronca Buenos Aires« gehört zu den wichtigsten Jazz-Alben Südamerikas, das bei seinem Erscheinen 1971 nur kaum jemand hörte. Keine Auftritte, kein Airplay im Radio. Das ambitionierte Projekt stieß damals auf das unterdrückende politische Klima des Landes. Da fand das Jazz-Gedicht über Buenos Aires mit allen guten wie schlechten Seiten der Stadt nicht viel Gegenliebe. Später gar um die Worte von José Tcherkaski gekürzt, erschien die Platte gleich als rein instrumentale Version. Mittlerweile haben sich die Zeiten aber geändert und das Meisterwerk von Jorge López Ruiz kann so erscheinen wie angedacht. Der Jazzmusiker schrieb damals die Stücke, übernahm den Kontrabass und produzierte die Platte selbst. Und ja, dieses Album hört sich wie eine Großstadt an: Hohe Noten aus dem Saxofon wuseln durch den Groove von Bass und Piano, lassen sich ablösen von ruhigen Momenten, in denen Tcherkaski spricht. Selbst wenn bisweilen Avantgarde als Label für dieses Album auftaucht, drängt ein Stück wie »Relatos« nie in anstrengende Experimente. Das Klavier mag in »Amor Buenos Aires« dahingaloppieren, am Ende fängt es ein Chor wieder ein. Wer noch nicht den Einstieg in lateinamerikanischen Jazz gefunden hat, kann mit diesem Album des 2018 verstorbenen Jorge López anfangen. Denn es erklärt seine Liebe zu Buenos Aires in schönsten Tönen – und zur Musik überhaupt.
Bronca Buenos Aires