Review

Sorry

Anywhere But Here

Domino • 2022

War das Debüt »925« der Nordlondoner Band Sorry vor zwei Jahren schon überraschend, interessant und angefüllt mit Ideen und guten Songs, so wurde doch oft die fehlende Konsistenz und das zu ausgestellte Epigonentum von Tears For Fears bis Oasis bemängelt. Auf dem Nachfolger »Anywhere But Here« ist nun vieles (noch) besser geworden. Inzwischen vom Duo aus Asha Lorenz und Louis O’Bryen zur »richtigen« Band angewachsen, machen Sorry sich genau diesen Umstand mit vollerem Sound und variableren Arrangements zunutze. Gleichzeitig ist das Songwriting unglaublich gereift und erwachsener geworden, ehrlicher und abgründiger – weniger Gimminks, mehr Substanz. Als eine Hommage an klassische Songwriter der 1970er-Jahre verbinden die 13 Stücke ihre Liebe zum guten, alten 90ies-Indierock mit Grunge- oder Shoegaze-Gitarren – Pavement und Tortoise spielen Randy Newman, oder so. Trotz dieser vielen Verweise und Reminiszenzen schafft es die Band dabei, ihren ganz eigenen Sound zu entwickeln und stets eben nach Sorry zu klingen – da bleibt sogar Zeit für eine Trap-Anspielung (»Hem Of The Fray«). Melancholischer und zurückhaltender als auf dem Debüt zeigt sich Lorenz in ihren Texten nun auch unironisch verletzlich, verwirrt, suchend, was bei »Key To The City« oder »Closer« besonders catchy daher kommt. Diese Sensibilität zusammen mit dem lakonischen Indierock und wirklich eingängigen Melodien macht »Anywhere But Here« tatsächlich zu einem großen Wurf – gerade weil der Sound verglichen mit »925« einen Schritt zurück macht, nicht mehr so viel will, das dafür mit vollem Ernst und Einsatz.