Review

Submerse

Algorithms and Ghosts

Project: Mooncircle • 2013

Die Beats sind gebrochener und ruhiger geworden. Sie begleiten nun den Trubel der Stadt, anstatt zu versuchen, mit zackiger Oldschool-Garage-Thematik darin hervorzustechen. Submerse hat es nach seinem Aufenthalt in Tokio nach Berlin gezogen und somit die Wandlung abgeschlossen, die er mit seinen letzten EPs »They Always Come Back« und »Tears« begonnen hatte. Darin hatte sich der eigentlich aus dem englischen Cheshire stammende Produzent musikalisch deutlich von seinen frühen Songs entfernt, in denen seine Begeisterung für das urbane Japan und die damit verbundenen Gegensätze stärker zum Vorschein kamen. Doch auch seine neueste EP, »Algorithms and Ghosts« kann man als »Stadtplatte« sehen, bloß mit dem Unterschied, dass die Musik, vormals mehr aktiver Teilnehmer, den Platz des selbstreflektierten Außenstehenden eingenommen hat: »I took a lot of inspiration from 3 main points of Tokyo: traditional parks and shrines that make you feel like you could be in the countryside. Next, there are typical shops, neon lights, offices and general city life, and lastly, there is the red light area which is a great place to see all walks of life, from gangsters, working girls and strange things behind closed doors«, erklärt der Neu-Berliner. Das Sphärische hat Einzug gehalten in der Musik von Submerse und observiert nun, ruhig und unbeobachtet, mit ausgewählten und verfremdeten Soul-Samples und an Dilla gemahnende broken Beats das Treiben um sich herum. Es ist fast wie bei Michael Endes »Momo«: Wenn die Protagonistin versucht, schnell den grauen Herren auf dem Weg zu Meister Hora zu entkommen, tritt sie auf der Stelle. Doch rückwärts und mit ruhigem Schritt entflieht sie ihnen spielerisch und sieht bloß alles um sie herum verschwinden.