Review

The Island Band

Like Swimming

Hubro • 2015

Vielleicht ist es Größenwahn, vielleicht eben nur sinnig: Mit The Island Band hob Lars Myrvoll ein Projekt aus der Taufe, an dem so gut wie die halbe norwegische Musikszene ihren Anteil hat. 18 Personen aus dem näheren und ferneren Hubro- beziehungsweise Rune Grammofon-Umfeld waren am Debütalbum »Like Swimming« beteiligt, sind allerdings nicht in jedem Song zu hören: Jedes Stück wurde in verschiedener Besetzung aufgenommen, die stilistische Bandbreite ist enorm. Von zurückhaltenden Knusper-Noise über die wenig überraschenden Ausflüge in seichteste Jazz-Gefilde hin zum Schmalzer-Folk des zweigeteilten Stücks »Swimming« zieht die amorphe The Island Band viel Register. Überorchestriert sind die elf Stück deswegen keineswegs, sondern von einer sonntagmorgenlichen Schläfrigkeit, die lieber in die Breite statt in die Vollen geht. Die schwer verschubladbare Freundlichkeitsmusik eignet sich damit einerseits als unbeschwerte Hintergrundmusik, bringt aber auch intrinsische Spannungen mit sich. Wie das großartige Kern-Diptychon »Swimming« zieht »Like Swimming« immer dezent an den Konventionen vorbei, gönnt sich selbst verzerrte Idiosynkrasien, angefangen von hintergründigen Autotune-Vocals bis hin zu quietschigen Jazz-Soli, die die vermeintliche Harmonie zum Vexierspiel machen. Unter der wohligen Seesehnsuchtsmetaphorik der Tracktitel lauern kleine, sorgfältig gesetzte Merkwürdigkeiten. Es braucht für subtile Feinheiten wie diese vielleicht 18 oder mehr Menschen, zumindest aber ein bisschen Größenwahn.

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