Review

Various Artists

Belong To The Wind

Forager • 2021

2021 ist Woodstock lange her. Die Idee von Blümchen-Power und Trips in der Wüste, von freier Fickerei und ungeschnittenen Fußnägeln, scheinen für eine Generation zwischen TikTok und Instagram dermaßen verrückt, dass sich sogar der Öko-Hippie aus dem Bio-Laden bei den Dinkel-Keksen vergreift. Soll heißen: Der psychedelische Dream ist nicht nur tot, sondern uncool. Der Mief von Marihuana in der Steppweste nur noch bedingt Distinktionsmittel für Männer, die auf die Budgetsitzung pfeifen, um mit dem Elektro-Scooter zum Golfplatz zu cruisen. Dass der Sound des Summer of Love trotzdem nie ganz ausrauchte und dahinloderte wie ein Ofen im Aschenbecher, hat viele Gründe. Einer davon: Eine Generation an Mamas und Papas träumt in astralen Wochen vom weißen Hasen. Gesehen hat ihn bisher niemand, an seine Existenz glauben wollen viele. Damals, früher, heute nach Sätzen wie: »Heute wäre das ja total unmöglich!« Wer seine Ostereier noch nicht mit flüssigem LSD beschmiert hat, darf sich also diese Compilation, »Belong To The Wind«, ins Nest legen. Das neu gegründete Label Forager aus Los Angeles hat sich durch die 1970er Jahre gewühlt (ja, wirklich!), Pink Floyd auf den Mond geschossen und alle Joni-Mitchell-Covers zerrissen. Übriggeblieben ist der obskure Scheiß, ein Mix aus Peyote-Saft am Canapé und Kerzenschein beim Schlager-Open-Air. Wer hätte gedacht, dass 2021 ausgerechnet ein Reissue des gestorbenen Hippie-Traums mit sich bringen würde? Ich nicht. Schaden tut’s nicht. Weil: Früher war eben doch alles besser.