Review

You Can Can

You Can Can

Séance Centre • 2023

Das kanadische Label Séance Centre veröffentlicht Künstler:innen, die abseits der Norm agieren oder musikalische Normen aufeinanderprallen lassen, um Seltsames, aber irgendwie Schönes zu erschaffen. Felicity Williams und Andrew Zukerman fügen sich da nahtlos ein. Auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum »You Can Can« stellen sie dem konventionellen, analogen Folk die Musique concrète mit all ihren Verwirrungen gegenüber. Der Titel des Openers »Everything In Time« kann als Scherz verstanden werden, so willkürlich wie er musikalisch wirkt, um dann und wann in Williams’ zart gehauchte Strophen mit Gitarrenbegleitung überzugehen. Nach einem Maximum an Konkretisierung führen You Can Can wieder in die akustische Manege, wo Field Recordings mit Windgeheul oder menschlichen Stimmen warten. Die nervtötenden Bläser und der Rumpelbeat auf »Can Can« hätten vielleicht auch bei Tolouse Low Trax ihren Platz, das dramatisch prozessierte Klavier sorgt hingegen für berührenden Ambient. »Papyri & Papaver« versteht Stimmeinsatz nicht als Gesang, sondern baut einen Beat mit Holzklopfgeräuschen um Vocal-Samples, ähnlich gespenstisch klingt »Strobe & Streusel«. Gerade als die Soundcollagen überhand zu nehmen drohen, streuen You Can Can mit »Failure Figures« einen lupenreinen Folksong ein. Ein Katz-und-Maus-Spiel mit Albumreife, für das man vor allem als Hörer eine gehörige Portion Geduld mitbringen sollte.