Und das nennt Zomby »mit Liebe«? Ich knalle ja auch nicht Mami zwanzig ungekochte Eier auf den Muttertagstisch und sage ihr: Hier Mami, mit Liebe. Zomby veröffentlicht mit »With Love« ein Doppelalbum, brechend voll mit Tracks. Tracks sage ich nur, weil auch ein nicht-gekochtes Ei ein Ei ist. Denn eigentlich sind das hier fast nur Skizzen. Auf der ersten CD ballert Zomby gewohnt schlecht gelaunt durch Jungle, 2-Step und Bass, auf der zweiten Hälfte betreibt er Beatmaking direkt aus dem Tiefkühlraum beim Schweineschlachter. Die Unterkühltheit, die traurige Gewalt und das Mythische, das Zombys durch die Anonymität seines bürgerlichen Ichs immer weiter füttert: Davon lebt »With Love« wie schon der ebenfalls auf 4AD erschienene Vorgänger, »Dedication«. Zwar mied Zomby schon auf »Dedication« meist die Drei-Minuten-Marke als sei sie ein Fotoshooting, aber damals gelang es ihm seine Songs auszuformulieren. Das klappt auf dem neuen Album selten. Die zweite CD vergessen wir ganz: Hier sind die Hälfte der Tracks überflüssig; einer klingt wie der andere. Der Reiz liegt in der ersten Hälfte. Gesteuert vom Bass hämmert Zomby hier endgültig die Wärme auch aus den letzten Winkeln britischer Clubmusik. Jungle: kalt. 2-Step: kalt. Drum’n’Bass: sau kalt. »It‘s time to get fucking mental« heißt es schließlich auch auf Track 5. Das alles könnte noch viel »mentaler« sein, wenn Zomby nicht jeden Track stur in die Enge treiben würde. Dieses Album muss mit Liebe für‘s Einen-Scheiss-Geben entstanden sein: Das widerspricht sich irgendwie, aber darin liegt auch Zombys ganz ›spezieller‹ Charme.

With Love