Review

Run The Jewels

RTJ4

BMG • 2020

El-P und Killer Mike haben es wieder getan. Ihr viertes Run the Jewels-Album kommt mit fast unheimlicher Treffsicherheit zur rechten Zeit, als weiterer Kanal, als weitere Stimme(n), die sich in die Proteste einreihen, die in den USA zum Lauffeuer aufgebrandet sind. Im Song »Walking In The Snow« finden sich von Killer Mike sogar Zeilen, die wie ein prophetischer Kommentar zum Tod des Afroamerikaners George Floyd klingen: »And every day on the evening news they feed you fear for free / And you so numb you watch the cops choke out a man like me / And ’til my voice goes from a shriek to whisper, ’I can’t breathe’ / And you sit there in the house on couch and watch it on TV / The most you give’s a Twitter rant and call it a tragedy.» Einzig mit der letzten Zeile hat Killer Mike sich geirrt, wie die Nachrichtenbilder von Massendemonstrationen und brennenden Straßen zeigen. Auch der Rest von »RTJ4« fasst die Frustration und Wut über die aktuelle Lage in den USA beatbasiert faustballend in Wort und Ton, den Körpern steht es frei, dies als Ventil oder zur eigenen Agitation zu nutzen. Das kann durch einen klassischen Banger geschehen wie die Single „Ooh La La“, der DJ Premier mit leierigem Piano-Sample seinen Touch verleiht, oder durch die gewohnt laserscharfe Produktion von El-P etwa im düster brütenden »Holy Calamfuck«. Dass die Platte insgesamt eine Spur fetter klingt als früher, mag durch den Wechsel zum Major BMG begünstigt worden sein. Satt und zufrieden wirken Run the Jewels auch in diesem Jahrzehnt bisher nicht.