Review

Dirty Projectors

Dirty Projectors

Domino • 2017

Offensichtlich hat Dave Longstreth die Trennung von seiner langjährigen Partnerin Amber Coffman gehörig mitgenommen. So sehr, dass er sein neues Material erst gar nicht unter dem Namen Dirty Projectors herausbringen wollte. Nach seinem Umzug nach Los Angeles und der Abkehr vom Band-Konzept konnte Rick Rubin ihn im Studio allerdings überreden, den Namen zu behalten. Anstatt seiner Bandkollegen holte sich Longstreth neben dem Star-Produzenten illustre Gäste wie Solange Knowles Tyondai Braxton oder Dawn Richard als Verstärkung und richtete den Dirty-Projectors-Sound strikt elektronisch aus. Dieser neue Ansatz führt dazu, dass das selbst-betitelte und selbst ernannte »Break-Up«-Album so anspruchsvoll, ungewöhnlich und sperrig wie selten geworden ist. Dieser Alien-R’n’B oder Future-Hybrid-Pop wird deshalb sowohl für Fans als auch für Novizen eine Herausforderung darstellen. Auf dem neuen Werk muss man akustische als auch optimistische Pop-Momente, die noch auf »Swing Lo Magellan« von 2012 besonders gefielen, beinahe mit der Lupe suchen. Gut versteckt zwischen zerhackstückten Beats, quirligen Samples und dem unvermeidlichen Auto-Tune-Einsatz finden aufmerksame Ohren diese großen Augenblicke trotzdem. So macht es »Dirty Projectors« den Zuhörenden zwar nicht gerade leicht, dafür lohnt sich aber eine intensive Auseinandersetzung umso mehr.