Manchmal verändert ein gigantischer Boxenturm dein Leben. Und ich rede nicht von Tinnitus. Airhead sagt, anfangs habe er »absolutely no interest« an elektronischer Musik gehabt. Dann kam der Boxenturm. Aus ihm wummerten die Bässe von Digital Mystikz und Loefah – es änderte sich zwar nicht Airheads Beziehung zum Leben, aber sein Verständnis von Musik. Seitdem geht es ihm nicht mehr um Akkorde und Noten auf einem Blatt Papier, sondern um, uff pathetisch, Emotionen. Mit seinem Debütalbum sucht er diesen Emotionen nach, indem er Sounds auf verschiedene Art und Weiße manipuliert. Viele Synthies haben den Gleichgewichtssinn von Berghain-Besuchern am Sonntagvormittag oder dröhnen verzerrt durch leere Gänge. Hier zieht sich eine Synth-Schleife in ihr Haus zurück und hört sich an wie heruntergepitchter Katzenärger, an anderer Stelle spielt ein besoffener Hawaiianer Gitarre. Hört sich interessant an? Könnte es sein, doch leider versiegt das Interesse daran, dass die Ideen nicht über ihren Ansatz hinaus kommen. So ist »For Years« mal ein verqueres Taumeln über die Tonleiter, mal ein sachter Gleitflug durch Frauen-Stimmen und gezupfte Gitarren. Wenn es auf Airhead um Emotionen geht, dann um solche, die nie ihren Weg ins Bewusstsein finden. Denn nicht nur das Album als ganzes scheitert daran, seine Ideen zu entfalten: Auch viele der Tracks wirken als würde sie sich selbst nicht recht verstehen.
For Years