Review

Alex Izenberg

Harlequin

Domino • 2016

Fragt man Dev Heynes (aka Blood Orange), dann hat die Musikszene von Los Angeles ein Problem, wenn Devendra Banhart und sein mittlerweile recht schnarchnasiges Werk als ein Aushängeschild davon gilt. Alex Izenberg will das mit seinem wilden Debüt »Harlequin« ändern und legt sich von Beginn an mit tirilierenden Streichern und Grand Piano mächtig ins Zeug. Und tatsächlich erweisen sich die elf Songs als so interessant und herausfordernd, wie so mancher sich das neue Werk von Devendra Banhart gewünscht hätte, an dessen besonderen Gesang Alex Izenberg (nicht nur) in »Hot Is The Fire« erinnert. Zur Bassfigur von »Stand By Me« der Strophe, kombiniert Izenberg hier ein japanisch anmutendes Motiv im Refrain und eine Psych-Bridge samt Marschrhythmus. Somit steht der Song exemplarisch für das gesamte Album: durch die üppige und überraschend untypische Orchestrierung entsteht eine seltsame, aber faszinierende Stimmung zwischen Barock und Indie-Pop. So exzentrisch geht es weiter: »To Move On« beginnt als Klagelied am Klavier, um dann doch noch in Downbeat-Soul mit Rocksteady-Vibe und typischer Bläser-Sektion umzuschlagen. Furchtlos präsentiert Izenberg seine skurrile musikalische Vision, wobei er weder vor Field Recordings oder Vocoder-Stimmen zur Piano-Ballade (»Grace«) noch vor gespenstischen Chören oder dem Drang zum perfekten Pop-Moment (am Ende in »People«) zurückschreckt. »Harlequin« ist ein risikofreudiges, schillerndes Debüt geworden, das vielleicht nicht die gesamte LA-Szene umkrempeln wird, aber zumindest keine weitere Häme aus New York nach sich ziehen sollte.