Review

Benga

Diary Of An Afro Warrior

Tempa • 2008

Machen wir uns nichts vor: Dubstep ist eine Tune-gesteuerte Strömung. Wer jetzt laut ›Burial‹ schreit um dies zu widerlegen, hat zwar recht, doch Burials Sound ließ sich streng genommen nie ganz diesem doch eher repetetiven Genre zuordnen. Und ja, auch Distances »My Demons« funktionierte als Album, dennoch bleiben ein Großteil der Langrillen aus Londons Moloch entweder Single-Compilations oder scheitern an Überambition (siehe Pinchs verzockte Vocal-Versionen auf »Underwater Dancehall« oder Spaceape, der ein absolut sensationell produziertes Album mit seinem kruden Patois-Genuschel ruinierte). Kann es nun dem Typ mit den lustigen Haaren und DEM Dubstep-Hit des vergangenen Kalenderjahres gelingen, genau diesem Dilemma zu trotzen? Ein emphatisches JA! Gleich zu Beginn führt er uns mit einem verschleppten Jazzstrumental, wie man es eher von Ben Lamdin erwarten würde, in die Irre und selbst als er nach zwei Minuten den Bass nachdrücklich reindrückt, verschwindet dieser gleich nach 30 Sekunde wieder. Es wird nicht der einzige Exkurs bleiben: von technoiden Fiepsern, über Aphex-Twin-Anleihen bis hin zur käsigen Garage-Rave Hymne »Pleasure« findet sich zwischen all dem markerschütternden Halfstep-Gekloppe und Bassline-Wahnsinn genügend Variation, um »Diary Of An Afro Warrior« auch in Zimmerlautstärke und stocknüchtern am Stück durchhören zu können. Und dass er bei Bedarf alle IDM-Allüren bei Seite legen und einfach nur Genicke brechen kann, beweist nicht zuletzt »E-Trips« mehr als eindrucksvoll.