Wenn ich Vermarktungsstrategien ungefragt glauben würde, lebten um mich ausschließlich musikalische Genies, die alle irgendeinen Stil erfunden haben oder in diesem Stil den Längsten haben. Wenn also zu lesen ist: »This next chapter showcases a further refinement of this acts core sound: heavy, dense and cutting-edge. Black Mirror EP proves this act has no equal in the realm of monstrous, sub driven sound innovation«, dann darf ich die Essenz oder den Neubeginn von etwas erwarten. Die 14. Single des Londoners Tommy Broken Note ist zwar ordentlich schnarrender, düster-industrieller Dubstep, zerbrochen und verzerrt, voller vorbei schlitternder Soundsplitter und dicht atmosphärisch. Somit passt das Attribut vom monströsen Subbass-Sound. Aber die vier Titel sind weit davon entfernt, nicht vergleichbar zu sein und noch weiter, »cutting-edge« zu sein. Von den 2007er Veröffentlichungen von Elemental über die Exkursionen eines Amon Tobins bis zum HiFi-Subbass-Gemetzel eines Hecq gibt es ausreichend Referenzen und vergangene Ausformulierungen. Damit ist Broken Note sicherlich in sehr guter Nachbarschaft gelandet. Er bezieht neben den Dreien aber eben doch nur den bereits abgebrannten bandwagon und erscheint an einigen Stellen gar als Copycat. Das Titelstück könnte direkt von Hecqs 2011er Album »Avenger« stammen, während die Anfangssequenz zu »Guillotine« wie ein Remake von Amon Tobins Killersoundtrack zum Spiel »Splintercell 3« anmutet. Damit hat die »Black Mirror EP« noch immer mehr zu bieten als das meiste, was vom Dubstep heutzutage übrig geblieben ist. Er kommt aber weder an die Originale heran, noch hat er Ihnen etwas Neues hinzu zu fügen.

Black Mirror