Review

Finland

Rainy Omen

Hubro • 2015

Seit Wochen hat es nicht mehr geregnet. Staub wirbelt über die Landstraße, dringt durch die Ritzen des Autofensters und nistet sich in den Nasenflügeln ein. Dieser »Dust Drive«, er wird begleitet von solitären Twang-Gitarren und weichen Bassstößen, das Schlagzeug stottert wie das zugesandete Getriebe. Jazz, Americana? Irgendwo dazwischen und dort doch: Keine Spur von einem »Rainy Omen«. Noch nicht. Als aber »George Lumineux« seinen Auftakt nimmt, läuft diese Maschine immerhin mit einem einlullenden Schnurren, das mit seinen vertrauten Klängen die Trockenheit im Rachen entschädigt. Es geht voran. Langsam zunächst, mit »Magnetic Sail«, das mit seiner Behäbigkeit an die zweite Earth-Inkarnation oder Post-Rock-Bands an der Grenze von Constellation zu Temporary Residence Ltd. erinnert. Ist oder das eigentlich ein Synth – oder flirrt da der Keilriemen? Keine Sorge, der hält, auch wenn eine Abzweigung sein muss: »No Low Voices« spurtet in Richtung New Wave-Pathos und grellen Slacker-Riffs. Dass es so nicht ewig gehen, erweist sich ab Minute vier: Der Bruch kommt unerwartet, aber zur rechten Zeit. Ab jetzt wird der Regen herbeigetrommelt, vielleicht mit dem Klopfen, das seit zwei Stunden links unterm Kofferraum hörbar wird? Das schneller wird, rasend! In einen Motorik-Vibe übergeht, auf die Autobahn rūberzieht und die linke Spur entert. Schneller, immer schneller, bis… Nein, kein Crash. Sondern ein paar Akkorde, die wie ein erlösendes »Rainy Omen« in der Luft hängen, diese Reise auf ein mysteriöses, aber immerhin glückliches Ende hinleiten. Das also sind die durstigen Steppen Finlands. Nein, nicht Finnland, der skandinavische Staat. Sondern Finland, die Band. Die kommt ja schließlich aus Norwegen und machen ihre Heimat zum Handlungsort eines der schönsten Armchair-Roadtrips der letzten Jahre.

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