Review

Marcel Dettmann

Dettmann II

Ostgut Ton • 2013

Marcel Dettmann ist nicht gerade das, was man eine Hit-Maschine nennt. Seitdem der in Thüringen geborene Musiker 1994 das erste Mal als DJ auf den Plan trat, veröffentlichte er erst zwölf Jahre danach seine erste Single – immerhin dann aber schon auf dem eigenen Label MDR – und 2010 das erste Album »Dettmann«. Das war die Härte und Dunkelheit des Clubs, mit dem Dettmann wie kaum ein zweiter assoziiert wird – dem Berghain in Berlin – in einen Tonträger gepresst. Die Kritiker überschlugen sich über den zum Produzenten gereiften DJs und die Mystifizierung der Nächte im Berghain fand ihren Höhepunkt. Im folgenden weichte Dettmann etwas auf und ließ Eingängigkeit (aber keineswegs Vorhersehbarkeit) in seine Singles fließen. Nun also die Fortsetzung. Auf »Dettmann II« präsentiert der inzwischen 36-jährige Jungvater Einflüsse aus dem bass-infizierten UK, eine Zusammenarbeit mit Emika und insgesamt zwölf neue Tracks, die durch die Funktion One-Anlage natürlich am besten klingen, dennoch das Potential besitzen, den einen oder anderen Abend auf der Heimanlage zu laufen. Denn einer Aufführung gleich ordnet Dettmann auf seinem zweiten selbstbetitelten Album die Tracks so an, dass ein loses Narrativ entsteht, das den Spannungsmoment besorgt. Die volle Breitseite, die von Shed co-produziert wurde, ist trotz allem nicht ganz so druckvoll, was die Rezeption viel leichter fallen lässt.
Der Berghain ist qualitativ noch immer hochwertig, doch der Hype ist weitergezogen. Und was bekommt man für gewöhnlich, wenn das passiert? Man besinnt sich auf seine Stärken und seine Herkunft – ohne Druck arbeitet es sich oft freier.