Review

Matthew E. White

Fresh Blood

Domino Records • 2015

Matthew E. White schreibt auf seinem Zweitling »Fresh Blood« den bereits auf dem Debüt gut ausformulierten Bigband-Soul fort. Mit Studioband und Produzenten-Team verleiht der sanfte Gigant aus Alabama dem Ansatz von Motown Records und Co. neues Leben. Noch feinere Streicher- und Bläser-Arrangements, noch mehr Gospel-Chöre und noch dramatischere Steigerungen innerhalb der Songs findet man auf »Fresh Blood«.

Doch Matthew E. White, der Leisetreter und Flüsterer, versteht es das Klangbild weder zu überzuckern noch dem (religiösen) Pathos zu verfallen – das klingt gewissermaßen wie ein verschüchterter, reflexiverer Father John Misty So herrscht eine entspannte, fast poppige Harmonie zwischen dem Opener »Take Care My Baby« und dem Schlussrefrain »Love is deep, love is deep shit«.

Einzige Ausreißer sind die Ode an Philip Seymour Hoffman »Tranquility« und »Holy Moly«, in dem auch das einzige etwas ruppigere Gitarrensolo auftaucht. »Fresh Blood« klingt so unsagbar smooth, aber eben auch zu gezähmt und wenig risikofreudig*. Schade, denn gerade live ist Matthew E. White nicht ausschließlich dem zarten Wohlklang verschrieben.

So begnügt er sich auf »Fresh Blood« damit, Leute auf den Arm zu nehmen, die Soul im Rock’n Roll zu finden glauben, anstatt die rohe Energie des Rock selbst auszuleben.