Review

The Kills

Ash & Dice

Domino • 2016

Körperliche Gebrechen sind natürlich für jeden unerfreulich. Doch für so manchen Musiker auch ein Anlass, große Werke zu erschaffen; siehe Neil Youngs »Harvest« oder Bob Dylans »John Wesley Harding«. Jamie Hince, die männliche Hälfte von The Kills musste nach mehreren Operationen an der Hand sogar erst wieder lernen, Gitarre zu spielen, bevor das fünfte Album »Ash & Ice« entstehen konnte. Ihre Attitüde ist immer noch geprägt von Coolness zwischen sexy und gefährlich, der Sound nach wie vor minimalistisch und rau, allerdings nicht mehr so minimalistisch und rau wie auf früheren Alben. Auffällig ist auch, dass Alison Mosshart nahezu vollständig alleine singt – die typischen Kills-Duetts sind also weitestgehend Geschichte. Dafür wird wieder mehr mit verschiedenen Rhythmen und an Drummachines herumgebastelt, womit das neue Album eher an »Midnight Boom«, weniger an das letzte Werk »Blood Pressures« das recht straight rockig war, anschließt. Zudem ist ein Funken Altersweisheit erkennbar, denn es gibt auf »Ash & Ice« auffällig viele ruhige Stücke so wie der sanfte Blues »Hum For Your Buzz« mit typischem Orgeleinsatz, die Klavier-Ballade »That Love« oder »Echo Home«, in dem Hince dann doch mitsingt. Es muss ja nicht immer gleich ein Meisterwerk sein; manchmal sind Krankheiten eben auch für Verschnaufpausen geeignet, zum Kraft schöpfen und zur Besinnung kommen.