Ulla E. Strauss, deren Musik stets zwischen Schwerelosigkeit und Zartheit oszilliert, erweitert mit ihrem neuen Album Hometown Girl erneut das Feld des kontemplativen Träumens. Erstmals unter dem Pseudonym U.e. veröffentlicht und erschienen auf dem neuen Label 28912, bleibt die Künstlerin ihrer elektroakustischen Grundstimmung treu, rückt aber diesmal eine rein akustische Klangpalette in den Vordergrund. Dadurch entsteht eine ungewohnt greifbare Tiefe – man hört die Finger über die Saiten gleiten, spürt die Räume, die Deckenhöhen, das Nachhallen einer Stimme, die manchmal undeutlich aufflackert, dann wieder verschwindet.
Die Stücke wirken wie gesprenkelte Miniaturlandschaften – zwischen Wehmut und Hoffnung aufgerissen, und doch stets in der vertrauten Gesellschaft von U.e.. »Good Morning« begrüßt etwas ausgefranst, »Froggy Explorer« fängt Gitarrenfetzen im digitalen Raum ein, bis sie sich in »Mute« ein letztes Mal auf der Fläche zeigen, bevor sie im Schatten verschwinden. Die kompakte Stille, die Hometown Girl heraufbeschwört, ist Ergebnis akustischer Soundskulpturen, die sich weder erklären noch aufdrängen. Von Bescheidenheit keine Spur – U.e. beweist erneut, dass hier weniger tatsächlich mehr ist.
Ähnliche Features
Aigners Inventur: Januar & Februar 2023
Kolumne, Liste
Hometown Girl White Vinyl Edition
