Review

Willis Earl Beal

Acousmatic Sorcery

XL Recordings • 2012

Musik muss, darf und kann nicht immer gefällig sein. Das weiß wohl niemand so gut wie Willis Earl Beal. Auf seiner Homepage steht eine Telefonnummer – wer anruft, bekommt ein Lied gesungen. Simple Zeichnungen mit dem Bleistift zieren Videos und Cover. Diese ganze Romantik vom naiven Songwriter in Chicago, der nur ein wenig Gitarre spielen und sich entwickeln will; das stinkt zum Himmel. Denn es passt nicht wirklich zu »Acousmatic Sorcery«, seinem Debüt. Denn Beal reißt mit der ranzigen Produktion immer wieder Wunden in seine Songs. Die Gitarre in »Take Me Away« röhrt wie ein alter Traktor, während Beal zeigt, dass er Tom Waits verehrt. Wirklich festlegen lässt sich dieser Sound dann auch nicht. Blues, Soul, Pop und Gospel liegen auf »Acousmatic Sorcery« irgendwie unter der Erde, doch Beal zieht seine eigenen Ideen daraus hervor und kleidet das alles in eine unsägliche LoFi-Ästhetik, die phasenweise verdammt anstrengt. »Bright Copper Noon« bohrt sich mit seiner hohen Melodie ins Mittelohr, während »Evening« so rein daherkommt, dass es kein Wässerchen trüben könnte. Trotzdem fehlt es manchmal ein wenig an Reibungsfläche auf dieser Platte. Viele Songs bleiben nur schemenhafte Skizzen. Sobald noch ein wenig Farbe reinkommt, könnte das aber verdammt gut werden. Und vielleicht noch anstrengender. Bis dahin bleibt »Acousmatic Sorcery« aber nur ein Versprechen. Auch wenn man schon sicher sein darf, dass es bald eingelöst wird.

Im HHV Shop kaufen