Ausklang | New Music Friday – Neue Musik von Arca, Lukid, Xosar und Grouper

Woche für Woche picken wir Tracks, die uns in den vorausgegangenen sieben Tagen nicht aus dem Kopf gehen wollten, deren Release auf den heutigen Tag fällt oder einem anderen Pseudogrund unterliegen. It’s new music, Mel B!
»Thievery« by Arca
taken from his debut album »Xen«, due out November 3rd on Mute
Es gibt verschiedene Arten, sich aus dem Fenster zu lehnen. Man kann es mit größter Sicherheit tun, nur um den Rauch auszustoßen, ein wenig Wind umweht die Nasenspitze… Oder aber man beugt sich so weit raus, dass man am Hosenlatz gehalten werden muss. Zur ersten Sorte aus dem Fensterlehnen gehört es wohl, wenn man sagt, dass Arca einer der zur Zeit innovativsten Produzenten überhaupt ist. Nach seinem Mixtape »&&&&&«, Produktionen für FKA Twigs und Kanye West legt er jetzt sein Debütalbum vor. »Thievery« klingt wieder nach Albträumen in Stahlgestellen in einem virtuellen Raum. PK
»Nine« by Lukid
taken from the EP »Crawlers«, due out September 29 on Liberation Technologies
Für Liberation Technologies drehen sie alle ein bisschen auf. Auch Lukid, der in diesem Monat mit der »Crawlers EP« seinen Teil zum Erfolg des fein kuratierten Labels beitragen wird. »Nine« ist sinnbildlich gesprochen ein Vögelchen mit Magengrummeln, das wohl morgens den falschen Wurm vernascht hat. SH
»Natural« by Deejay Deer
taken from his new album »Nature«, due out October 6th on Numbers
In der bayerischen Wildnis aufgewachsen, ist Deejay Deer das erste Tier, das ein Deejay vor dem Namen hat. So will es der kleine Pressetext um Deejay Deer. Ich habe schon mehr gelacht. Wobei, in der letzten Woche habe ich eigentlich gar nicht gelacht. Ich mache eine kleine Pause von den Zigaretten. Und trotzdem geht mir die Luft aus, um diesen Track zu beschreiben. Es ist zum Mäuse melken. PK
»The Pit« by Xosar
taken from the 12" »BOP004«, due out in December on Opal Tapes
Im Dezember kommt auf Opal Tapes eine acht Track starke EP der in Den Haag beheimateten, amerikanischen Producerin Xosar. Der erste Vorgeschmack wurde uns bereits diese Woche serviert und zwar in Form eines der dreckigsten Technonummern seit langem. Ich sehe Menschen sich zu dieser Musik in dunklen Kellergewölben die ertanzten Blasen an den Füßen gegenseitig auftreten, während der Schweiß der Fledermäuse auf ihre Stirne tropft. SH
»Call Across Rooms« by Grouper
taken from her new album »Ruins«, due out October 31st on Kranky
find it at hvv.de on LP
Ein Ruf über mehrere Zimmer hinweg sollte möglichst laut sein. Sonst kommt der Kellner nicht mit dem Bier vorbei oder die Mama nicht, um Medikamente anzurichten. Man hat ziemlich schlechte Karten, wenn man sich nicht laut über Zimmer hinweg bemerkbar machen kann. So geht das Grouper, die so akustisch und zurückhaltend wie nie ihr neues Album ankündigt und dementsprechend niedergeschlagen klingt. So ohne Bier und Medikamente. Und Zigaretten – aber das bin jetzt wieder ich. PK
»Indes« by François Tusques & Don Cherry
taken from the 7″ »La Maison Fille Du Soleil«, due out October 24 on Finders Keepers
Find it at hhv.de: 7inch
Zeit für etwas mehr Feinsinn. Nehmt schon mal den Whiskey in die Hand und setzt euch in den Schaukelstuhl. Don Cherry, der auch 20 Jahre nach seinem Tod noch immer weltberühmteste Taschentrompetetrompeter und der französische Jazzpianist François Tusques haben sich 1964 für die eine oder andere Session zusammengetan. Herausgekommen ist vielleicht der missing link zwischen Ornette Coleman und Art Ensemble of Chicago. Sag ich jetzt mal so. »Indes« jedenfalls, das Stück das wir hier hören, ist ein Blues, ein so so trauriges Klagelied, bei dem ich heulen könnte wie ein Schlosshund. SH
»Hold Your Tongue And Let Me Love« by Phil Gerus
taken from his new EP »Opposites Left Together«, out now on Man Make Music
Den Titel schreibe ich mir auf die Fußmatte vor meiner Wohnung. Entnommen ist er einem Gedicht des englischen Schriftstellers und Dichters John Donne. Eine der schönsten Aufforderungen der Menschheitsgeschichte. Damit ab ins Wochenende. PK