Review

Bill Ryder-Jones

Yawny Yawn

Domino • 2019

Da meint man, intimer und einfühlsamer als auf seinem vierten Album »Yawn« kann Bill Ryder-Jones eigentlich nicht mehr werden, da macht der englische Lockenkopf den Brian Wilson. Denn ähnlich wie »Smiley Smile« von den Beach Boys ist »Yawny Yawn« eine alternative Version des letzten Albums, für die Bill Ryder-Jones die elf Songs ganz allein am Klavier neu interpretiert. Dass der als Gitarrist von The Coral, der 2008 aus der Band ausstieg, bekannt gewordene sich jetzt ans Piano setzt, ist dann auch gar nicht soo überraschend, denn bereits auf dem Cover seines zweiten Soloalbums »A Bad Wind Blows in My Heart« sieht man ihn dort Platz nehmen. Über das Konzept von »Yawny Yawn« gibt er mit seiner verschmitzten Art zu Protokoll: »Ich kann mich nicht erinnern, warum ich es für eine gute Idee hielt, eine Klavierfassung von »Yawn« zu machen, ich nehme an, irgendwann hatte ich das Gefühl, dass das Original zu viel Schwung hatte. Es hat eigentlich ziemlich viel Spaß gemacht, obwohl ich seitdem eine Abneigung gegen das Aussehen meiner Hände entwickelt habe.« Gelohnt hat es sich auf jeden Fall, denn in diesem minimalistischen Setting berühren seine offenherzigen Texte, die sowohl den tragischen Tod seines Bruders als auch seinen aufgrund von Antidepressiva abhanden gekommenen Sexualtrieb (»There‘s Something On Your Mind«) thematisieren, ganz besonders. Die Cellos und Gitarrensolos des Originals vermisst man jedenfalls in keiner Sekunde und möchte bei Refrains wie »Don‘t Be Scared, I Love You« am liebsten mitsingen – wenn man nicht mit den Tränen kämpfen würde.

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