Dieses Debütalbum ist wohl für so manche überraschend: für gänzlich Unbefleckte, dass wir es hier nicht mit der bengalischen Antwort auf Sonic Youth zu tun haben, und für Eingeweihte, dass die meisten Tracks instrumental und eben ohne die Stimme von William Doyle auskommen. Das war auf der »Hostel EP« noch ganz anders, die gerade durch die sanften Lyrics auf Elektro-Pop-Betten zu überzeugen wusste. Das Verstummen über weite Strecken von »Total Strife Forever« ist schon etwas schade, denn außer dem Club-Stampfer »Hinterland« wollen die Instrumentals – allen voran die vierteilige »Total Strife Forever«-Suite – nicht so recht überzeugen. Angelehnt an Oneohtrix Point Never und Tim Hecker erreichen die ambientigen Synthie-Kollagen jedoch weder die Erhabenheit noch die Komplexität der von Lopatin und Hecker entworfenen Klangräume. Die simplen Drone-Loops, die lange wiederholt und mit allerlei Effekten verfremdet werden, steigern zwar die Spannung, eine Klimax wird aber (absichtlich?) nie erreicht, die Spannung verpufft und der jeweilige Track verläuft im Sand. Das fällt gerade am Anfang des Albums auf, wenn man fast eine viertel Stunde auf den ersten Vokaleinsatz warten muss. Schlussendlich kann man »Total Strife Forever« also durchaus als überraschend bezeichnen, eine Sensation – wie es auf einigen Kanälen genannt wird – hört sich dann doch anders an.
Siavash Amini
Eremos
American Dreams