Review

Jensen Interceptor

Delayed Response

Power Station • 2019

Schon seine drei Releases für Central Processing Unit wiesen Jensen Interceptor als abgebrühten Electro-Produzenten aus. Und obwohl der Markt in diesen Zeiten wieder an einem Sättigungspunkt angelangt ist, der selbst hochwertiges Material nicht lange goutiert, drang Melas vor allem mit der 2016 veröffentlichten CPU-EP »M« in so manches DJ-Set vor, machte aber mit seinem vollmundigen Sound auch unterm Kopfhörer ganz schön was her. Samples vom »Ghost In The Shell«-Soundtrack, knackige Kicks, Schocksnares, brodelnde und blubbernde Modulation – wenn der Typ seine Gear auspackt, wird’s meistens ziemlich cineastisch. So auch auf der bislang vielleicht besten EP aus seinem in den letzten Jahren rasant angewachsenen Backkatalog. »Delayed Response« erschien im Juli 2018 bei dem in Melbourne ansässigen Label Power Station und zeigt in etwas mehr als einer halben Stunde alle Skills, die Jensen Interceptor vom behäbigen Electro-Einerlei abheben. Das geht beim ziemlich routiniert gezündeten TR-808-Feuerwerk »Route E« los und hört mit den industriell anmutenden EBM-Beats von »Emulator« noch nicht auf. Auch der Rausschmeißer »Saudade« holt aus bekannt wavigen Samples und einer boomenden Basslinie nochmal etwas Neues raus, klingt unverbraucht und ja, tatsächlich irgendwie auch modern. Das gelang auf dem wenige Monate später über Lone Romantic veröffentlichten Debüt-Album »Mother« schon nicht mehr so souverän wie hier.