Review

John Cale

Fragments Of A Rainy Season

Domino • 2016

Was John Cale mit den Aufnahmen dieses Live-Albums geglückt ist, ist schlicht und einfach das perfekte Setting für eine intime Performance: nur ein Flügel, der Künstler und sein immenses Repertoire an erstklassigen Songs auf der sonst leeren Bühne. Erstmals 1992 erschienen, kommt »Fragments Of A Rainy Season« als Reissue mit allerhand interessanter Outtakes und Alternative Versions daher. So ist etwa »Fear Is A Best Man’s Friend« nun gleich dreimal zu hören, von wütend über traurig bis opulent mit Streichern interpretiert John Cale hier den Song aus dem Jahre 1974. Insgesamt zeigt sich Cale von seiner zugänglichen, einfühlsamen Seite mit der Wahl melodischer Lieder wie »Paris 1919« oder »A Child’s Christmas in Wales« und reduziert krachige Passagen auf kurze Ausbrüche wie etwa am Ende von »Guts«, nach dem der Flügel für einige wenige Songs gegen eine Gitarre eingetauscht wird. Zum Einen fällt somit sein souveräner Umgang mit dem eigenen Material auf, andererseits sind gerade die Cover besonders bemerkenswert. Erstmal wird »Heartbreak Hotel« zur sanft dahinschmachtenden Elegie und dann natürlich das monumentale »Hallelujah« von Leonard Cohen. Seine Interpretation macht überdeutlich, dass die bekannteste Version dieses Songs von Jeff Buckley vielmehr ein Cover von Cales Cover ist und mit Cohens Original nur wenig gemeinsam hat. Allein diese Tatsache zeigt, dass man John Cales Einfluss auf die Popkultur seit mehr als vier Jahrzehnten wohl gar nicht überschätzen kann. Wer nach wie vor gänzlich unnostalgische Alben produziert, kann mit einer solchen etwas sentimentalen Werkschau gerne etwas angeben.