Review

Vinicio Adames

Al Comienzo Del Camino

TrueClass • 2021

Man kann gar nicht so abrupt mit seiner Review anfangen, wie es Vinicio Adames mit seinem Album »Al Comienzo Del Camino« 1985 tat. Drum-Machine, nach zwei Sekunden kommt ne Bass-Line und schon wenige Sekunden später entfaltet sich eine Achtziger-Pop-Perle besonderen Glanzes. Prallgefüllt mit weirden Experimenten, die aber die Eingängigkeit trotzdem groß schreiben, ist das Debüt des Venezolaners, das nun 35 Jahre vergriffen war und schon lange hochgehandelt wurde, eine wirkliche Entdeckung. Schnell muss man an die besten Stücke von Robert Wyatt denken, oder jene Indie-Hits von Momus. Auf die Schliche kommt man Adames so nicht. Viel eher müsste man in jene lustig-verklebten Ecken schauen, wo sich etwa auch ein Felix Kubin in seiner Jugend aufgehalten hat: In einer Echo-Blase dessen, was New Wave (in Deutschland eben Neue Deutsche Welle genannt) in die Welt gebracht hat. Ungezwungen wie am FFK-Strand sind Tracks wie »No Hay Ni Dos« gerade deswegen so mitreißend, weil sie die Gesten der großer Pop-Produktionen simulieren, auf die geringsten Mittel runterbrechen und dann eben doch das beste drausmachen. Wäre *Vinicio Adames nicht in seinem zweiten Leben – also bis heute – ein sehr gefragter Komponist für Film und Fernsehen, würde man verlockt sein ihn unter »Outsider-Pop« zu subsumieren. Auch die 73 Sekunden des Titelstücks sind so wirr wie amüsant, balla-balla und eben doch ein Hit zugleich. So steht man da und sagt ein peinliches aber ernstgemeintes »Das fetzt!«